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Neues aus der vinzentinischen Welt
Bericht Vinzenzforschung - Megvis 2014
Was gibt es Neues in der wissenschaftlichen vinzentinischen Welt?
Dieses Jahr kann ich mit einer Sensation im deutschsprachigen Bereich aufwarten. Es handelt sich um eine Dissertation mit den Titel „Vinzenz von Paul (1581-1660) und die Praxis der Sklaverei im Mittelmeerraum“. Herr Daniel Steinke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Religionsgeschichte
an der Universität Paderborn (Fakultät für Kulturwissenschaften, Institut für Katholische Theologie), hat 5 Jahre daran gearbeitet und vor kurzem eingereicht, wie er mir geschrieben hat. Wir können auf die Publikation gespannt sein, denn Herr Steinke arbeitet überaus gründlich und kritisch, wie er in einem Artikel im Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, Jahrgang 2012 beweist:
Dieser 20-seitige Artikel behandelt das Thema „Vinzenz von Paul und die Darstellung der Barbareskenstaaten, Zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte einer Flugschrift aus dem Jahre 1657/58“.[1] Steinke untersucht die von Coste wiederentdeckten 2 Versionen der Flugschrift. Er ist der Erste, der diese 2 Versionen zu datieren versucht und entsprechend interpretiert!) Mittels einer Flugschrift versuchte Vinzenz in den Pariser Pfarren Geld für die Mission in Algier, bzw. den Mitbruder, der dort als Konsul tätig war, zu sammeln. Steinke vergleicht den Inhalt der Flugschrift mit der reichhaltigen Korrespondenz des hl. Vinzenz zum Thema „Sklavenseelsorge in Nordafrika“. Ab 1645/46 waren Vinzentinerbrüder als Konsuln in Tunis und Algier tätig und hatten offiziell jeweils einen Mitbruder, einen Priester als Seelsorger bei sich. Herr Barreau, ein ehemaliger Parlamentsadvokat und Kleriker der Kongregation, stürzte sich als Konsul in Algier von Anfang in finanzielle Abenteuer und musste oft von Vinzenz sogar aus dem Gefängnis freigekauft werden. Gegen den ausdrücklichen Befehl sich darin zu mässigen, wurde seine Lage im Jahre 1657 durch den Bankrott eines französischen Händlers in Algier, der sich mit einigen anderen durch Flucht rettete, katastrophal. Nach außen wurde durch die Flugschrift und dann durch die Vinzenzbiografen die missliche Lage des Konsuls, der auch schwere Folter erdulden musste, immer als Unrecht und Bösartigkeit des Pascha von Algier dargestellt. Innerhalb der Gemeinschaft waren aber eigene finanzielle Verfehlungen des Mitbruders, den Vinzenz am liebsten schon längst abberufen hätte, bekannt. In Marseille gab es im August 1657 tumultartige Übergriffe auf Mitglieder der Kongregation der Mission mit dem Vorwurf, dass die Gemeinschaft die Loskaufgelder für die armen Sklaven zu veruntreue.[2] Vinzenz schreibt über diese neueste Affäre am 15. März 1658 an H. Firmin Get CM in Marseille: Niemals habe ich eindeutiger die Bösartigkeit des Ungehorsams erkannt, als ich sie bei dieser Gelegenheit erkenne, die mehr Unfrieden stiftet und mehr den Ruf der Kompanie aufs Spiele setzt als ich Ihnen sagen kann.[3]
Diese Krise der Gemeinschaft wurde nach Steinke bisher noch nie thematisiert. Vinzenz hätte dann in dieser Situation zu dem Mittel einer rhetorisch-dramaturgisch ausgefeilten Flugschrift gegriffen um Geld zu sammeln und um die Reputation der Gemeinschaft wieder herzustellen. Dabei bediente er sich der stereotypen Vorstellungen des „barbarischen Muslims“ und des selbstlosen christlichen Missionars und hätte somit auch zur Verbreitung des Feindbildes der „Barbaresken“ beigetragen.[4]
Seine Doktorarbeit stellt Steinke in Internet folgendemaßen vor:
In meinem Promotionsprojekt untersuche ich am Beispiel des katholischen Heiligen Vinzenz von Paul den christlichen Umgang mit Sklaverei in der Frühen Neuzeit. Der Fokus liegt auf der bisher kaum erforschten christlichen Praxis der Sklaverei im Mittelmeerraum. Nicht nur Christen wurden als Sklaven in muslimische Länder verschleppt, auch Christen führten Kriegsgefangene aus muslimischen Ländern in die Sklaverei nach Europa. Vinzenz von Paul war mit beiden Erscheinungsformen der mediterranen Sklaverei vertraut: Zum einen war er als königlicher Galeerenseelsorger für die Seelsorge der Rudermannschaft auf den französischen Kriegsgaleeren verantwortlich, welche sich aus französischen Kriminellen – den sog. forçats – und muslimischen Sklaven – den sog. Türken – zusammensetzte. Zum anderen entsandte er ab 1645/46 Mitglieder seiner 1625 gegründeten Missionskongregation nach Tunis und Algier, um den dort lebenden christlichen Sklaven seelsorgerisch beizustehen. Die umfangreiche Korrespondenz von Vinzenz von Paul, seine Schriften und geistigen Unterredungen bieten eine ausgezeichnete Quellenlage, um die Wahrnehmung, Deutung und Legitimation der Praxis der Sklaverei zu untersuchen. Für meine Studie wähle ich die Form einer kulturgeschichtlichen Teilbiographie und setze den thematischen Schwerpunkt auf Vinzenz von Pauls Wirken im Rahmen der Galeeren- und Sklavenseelsorge.
Vor dem Hintergrund der Rekonstruktion der Lebenswelten der forçats und Türken auf den französischen Galeeren und der christlichen Sklaven in Algier und Tunis untersuche ich, wie Vinzenz von Paul und die Mitglieder der Missionskongregation diese vergleichbare soziale Praxis der Sklaverei wahrgenommen und gedeutet haben. Auch die Deutung ihres eigenen seelsorgerischen Handelns soll dabei berücksichtigt werden. Insbesondere frage ich, ob die Praxis der Sklaverei anders beurteilt wurde, wenn Christen Sklaven von Muslimen oder wenn Muslime Sklaven von Christen waren. Wenn ja, welche Gründe lassen sich für eine unterschiedliche Deutung und Akzeptanz von Sklaverei finden? Welche Rolle spielten hierbei Theologie und christliche Spiritualität? Darüber hinaus frage ich grundlegend nach den praxeologischen Implikationen von Frömmigkeit und religiösen Weltbildern. Was lässt sich anhand der Untersuchung über das Verhältnis von Religion und Gewalt, von katholischer Theologie bzw. Frömmigkeit und Sklaverei aussagen? Welche Handlungsoptionen eröffneten sich Vinzenz von Paul durch eine solche Deutung? Und inwieweit legitimierten oder delegimierten seelsorgerisches Handeln und spirituelles Denken gewisse Formen von Gewalt?
Die Ergebnisse der Untersuchung sollen umfassend die Bedeutung der Sklaverei im Leben, Wirken und Denken von Vinzenz von Paul herausstellen und somit einen Beitrag zur wenig erforschten Geschichte der Praxis der Sklaverei im christlichen Europa der Frühneuzeit leisten.[5]
Steinke: Diplomstudium kath. Theologie
Thema der Diplomarbeit: Sklaven seiner heiligen allerchristlichsten Majestät. Die Bedeutung der Unterscheidung zwischen „forçats“ und „esclaves“ auf den Galeeren Ludwigs XIV. (1661-1715)
Arbeits- und Interessenschwerpunkte:
• Kirchengeschichte der Frühen Neuzeit
• Geschichte und Legitimationen der europäischen Sklaverei
• Philosophische und theologische Legitimationen von Krieg
• Mediterranistik/Mittelmeerstudien
• Geschichte der christlich-muslimischen Beziehungen
• Ethik
Offizielles Geschichtsprojekt der Kongregation
H. Rybolt CM: 4. Band (von 6) ist schon erschienen. Er handelt über die Zeit der Generalate Etienne und Boré. Unter Etienne wurden die dt. und die österr.ung. Provinz der CM gegründet! Titelbild des 4. Bandes ist eine Photographie von H. Sup. Briemle, eine Darstellung des hl. Vinzenz in der Hauskapelle im Sebastianeum in Bad Wörishofen (Barmherzige Brüder)
Frankreich: Veröffentlichung von einem wichtigen Manuskript: Es war geplant als Memoires DE LA CONGRÉGATION DE LA MISSION TOME 10 Les îles Mascareignes : Ile de France : Ile Maurice Ile de Bourbon : Ile de la Réunion 1664-1810, wurde aber erst jetzt als solches veröffentlicht.
(Manuscrit de Gabriel PERBOYRE – Transcrit par Marc THIEFFRY)
Ebenfalls von Herrn Thierry: La mission lazariste à Madagascar De 1648 à 1674: eine Sammlung von bereits veröffentlichten und bis jetzt unveröffentlichten Texten
38. Vinzentinische Studienwoche in Salamanca
Salamanca, 19-23 de agosto de 2013
PRIMERA PARTE: EL CAMBIO SISTÉMICO
- Historia de proyectos exitosos de cambio sistémico (Pedro Opeka, C. M. y James Claffey, SSVP)
- La noción de cambio sistémico (Robert P. Maloney, C. M.)
- Estrategias para crear proyectos exitosos de cambio sistémico (Los miembros del Equipo)
- Método para transformar un proyecto y lograr un cambio sistémico (Giuseppe Turati, C. M.)
- La enseñanza social de la Iglesia y el cambio sistémico (James Claffey, SSVP)
- Los objetivos de desarrollo del milenio y el cambio sistémico (Joseph Foley, C. M.)
- Diez semillas del cambio sistémico en la vida y las obras de San Vicente de Paúl (Robert P Maloney, C. M.)
- La misión vicentina de Nacala (Mozambique) en la perspectiva del cambio sistémico (Eugenio López García, C. M.)
SEGUNDA PARTE: NUESTROS MÁRTIRES TESTIGOS DE LA FE
- San Vicente de Paúl: el martirio de la caridad (Juan Corpus Delgado, C. M.)
- La persecución, ¿desgracia o bienaventuranza? La tradición bíblica del justo perseguido y la bienaventuranza evangélica de la persecución por la justicia (Mt 5, 10) (Agustín Jiménez González)
- Libertad religiosa, derecho fundamental (Luis González Carvajal)
- La teología evangélica del martirio: expresión de fe (María José Mariño, Carmelita misionera)
- Una Iglesia martirial: los mártires en la vida de la Iglesia (Fernando Rodríguez Garrapucho)
- El testimonio de las Hijas de la Caridad, mártires (Mª Ángeles Infante, H. C.)
- El testimonio de los misioneros paúles, mártires (Antonino Orcajo, C. M.)
- Testigos de la fe, mártires para la reconciliación (Mons. José Rico Pavés, Obispo auxiliar de Getafe)
Herder Korrespondenz (Heft 1 Januar 2014, Seite 27): Christian Henecke schreibt über das Seminar der Vinzentiner auf den Philippinen.
[1] Daniel Steinke, „Vinzenz von Paul und die Darstellung der Barbareskenstaaten. Zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte einer Flugschrift aus dem Jahre 1657/58 in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, Band 31/2012, 117-137.
[2] Steinke 132.
[3] Steinke 131.
[4] Vgl. ebd. 134-136.
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