Zielsetzung, Natur und Spiritualität der Kongregation der Mission
"Vom Geist Christi getrieben, entschloss sich Vinzenz von Paul, an der Sendung Christi und der Kirche teilzunehmen, besonders wo sie die Verkündigung der Frohbotschaft an die Armen und deren Unterstützung zum Ziel hat."
Weil er das Bild des armgewordenen Christus in den Armen erkannte, umgab er alle vom menschlichen Elend Gezeichneten mit seiner Liebe und bemühte sich, in ihnen Christus zu dienen. Weil er die Nöte des Volkes wahrnahm, trug er sowohl Sorge für die Ausbildung und Förderung guter Seelsorger, als auch für Laienkräfte, die sich besonders für die in dieser Welt Verlassenen einsetzen sollten.
Um diese Aufgabe fortzusetzen, gründete er die Kongregation der Mission. Die Kongregation nimmt sich daher vor, entsprechend den zeitlichen und örtlichen Gegebenheiten, diese Zielsetzung, die ihr von ihrem Gründer übertragen wurde, nach seinem Vorbild fortzusetzen. Daher soll die Verkündigung der Frohbotschaft an die Armen und die Förderung ihrer Entfaltung in menschlicher und christlicher Hinsicht für die Kongregation ein Zeichen sein, welches alle Mitglieder vereinigt und zum Apostolat ermuntert.
Wenn diese Gemeinschaft auch nach dem Willen ihres Gründers am Leben und an der Arbeit der Ortskirche teilnimmt, so bleibt sie dennoch allein dem Papst unterstellt, damit sie eher für das Wohl der Gesamtkirche verfügbar ist und besser ihre geistliche und apostolische Einheit wahren kann. Die Mitglieder, Priester und Brüder, leben in Gemeinschaft und wollen so die evangelischen Räte im Dienste Gottes und in der missionarischen Tätigkeit zum Heil der Menschen verwirklichen.
Die Kongregation will ihre Spiritualität durch folgende fünf Grundhaltungen ausdrücken, nämlich durch die Einfachheit, die Demut, die Beständigkeit, die Selbstverleugnung und den apostolischen Eifer.
Über sie sagt der heilige Vinzenz: "Diese fünf Tugenden sollen gleichsam die Seelenkräfte der Kongregation bilden und die Handlungen eines jeden von uns immer mehr beseelen."
Wir werden diese Geisteshaltung zwar kaum völlig begreifen und auch nicht die Vollkommenheit des heiligen Vinzenz erreichen; wir werden uns aber bemühen, seine Haltung von Tag zu Tag besser zu verstehen und sie mit allen Kräften zu verwirklichen. Wir müssen daher zum Evangelium, der Quelle des christlichen Lebens, zum Beispiel des hl. Vinzenz und seiner Lehre, die in den Allgemeinen Regeln enthalten ist, zurückkehren.
Ferner soll uns bewusst sein, dass es zur Verwirklichung der Spiritualität der Kongregation notwendig ist, unsere apostolischen Aufgaben in brennender Liebe zu Gott und dem Nächsten zu erfüllen, sowie aus einer tiefen Ehrfurcht vor der menschlichen und christlichen Würde der Kinder Gottes, denen wir dienen müssen!
Wir sind die Diener der Armen, Gott hat uns für sie erwählt. Das ist unsere wichtigste Aufgabe. Alles andere ist Nebensache.
Vinzenz DePaul
Unsere Spiritualität lässt sich auch in Jesaja 61,1-6 nachlesen:
"Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle eile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung, damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste, die Trauernden Zions erfreu, ihnen Schmuck bringe anstelle von Schmutz, Freudenöl statt Trauergewand, Jubel statt der Verzweiflung.
Man wird sie "Die Eichen der Gerechtigkeit" nennen, "Die Pflanzung, durch die der Herr seine Herrlichkeit zeigt".
Dann bauen sie die uralten Trümmerstätten wieder auf und richten die Ruinen ihrer Vorfahren wieder her. Die Verödeten Städte erbauen sie neu, die Ruinen vergangener Generationen.
Fremde stehen bereit und führen eure Herden auf die Weide, Ausländer sind eure Bauern und Winzer. Ihr alle aber werdet "Priester des Herrn" genannt, man sagt zu euch "Diener unseres Gottes".