Presseaussendung des Visitators Eugen Schindler CM
anlässlich der 150-Jahr-Feier der Österreichischen Lazaristenprovinz im Herbst 2003 (gekürzte Version)
Die Lazaristen
sind eine Ordensgemeinschaft, die 1625 in Paris vom hl. Vinzenz von Paul gegründet worden ist, um "den Armen das Evangelium zu bringen". Es sind Weltpriester und Brüder, die in Gemeinschaft leben und immer dort tätig sind, wo Arme sind. Der offizielle Name der Gemeinschaft ist "Kongregation der Mission".
Vinzenz von Paul hat gemeinsam mit Louise de Marillac auch die größte Schwestergemeinschaft der Welt gegründet, die Barmherzigen Schwestern. Beide Gemeinschaften sind bis heute weltweit mit der Sorge um Arme bemüht. Ihnen zur Seite stehen die "Vinzenzgemeinschaften". Sie wurden 1833 von Frédéric Ozanam als Laienorganisation im Geist des Hl. Vinzenz ins Leben gerufen.
Geschichte der Lazaristen in Österreich
Bild: Missionshaus Cilli in Slowenien
Im Jahre 1853 wurde die österreichische Lazaristenprovinz mit den Missionshäusern Cilli (Slowenien), Graz und Krakau (Polen) gegründet. Sie breitete sich rasch im Gebiet der damaligen Monarchie aus. Das Wirken der ersten Lazaristen war auf die Seelsorge bei den Barmherzigen Schwestern und die Abhaltung von Volksmissionen ausgerichtet. Beides hat mit dem Anlass zur Gründung der Provinz zu tun.
Die Wurzeln vinzentinischer Tätigkeit in Österreich reichen um einiges weiter zurück. Bereits zur Zeit Maria Theresias waren einige Jahre lang polnische Lazaristen im Wiener Priesterseminar tätig. Später kam es zur Gründung von zahlreichen Gemeinschaften der Barmherzigen Schwestern (Vinzentinerinnen) in Tirol, Salzburg, Wien und Graz. Diese waren aber mit dem Mutterhaus in Paris nicht vereinigt. Die Oberin von Graz, Sr. Leopoldine Brandis, strebte diese Vereinigung an.
Unterstützt und begleitet vom Spiritual der Gemeinschaft, Johann Klaischer, reiste sie mit einer Mitschwester nach Paris um die Gebräuche der Pariser Barmherzigen Schwestern kennen zu lernen. Schließlich wurde sie zur ersten Visitatorin der neuen Grazer Provinz ernannt. Für die Errichtung eines eigenen Noviziates waren jedoch Lazaristen erforderlich. Deswegen kam bei der Rückkehr aus Paris bereits einer mit, nämlich Herrn Bartholomäus Touvre.
Zur selben Zeit bemühte sich ein Personenkomitee um Graf d'Avernas Volksmissionare für die Steiermark zu bekommen. Spiritual Klaischer schlug vor, Lazaristen als Volksmissionare und Seelsorger der Schwestern nach Österreich zu holen. Um sprachliche und behördliche Schwierigkeiten zu umgehen, sollten einheimische Priester ins Noviziat nach Paris geschickt werden. Er selbst ging als erster diesen Weg und nahm zwei Priester mit sich, Jakob Horvath aus der Diözese Seckau und Anton Zohar aus der Diözese Lavant.
Als die jungen Priester ihr Noviziat beendet hatten und in die Kongregation aufgenommen waren, wagte es aber kein Bischof in Österreich sie aufzunehmen. Denn Priestergemeinschaften, deren Obere im Ausland ihren Sitz hatten, durften in Österreich keine Niederlassung errichten. Der inzwischen selig gesprochene Bischof von Lavant, Martin Slomsek, fand dennoch einen Weg. Am 26. September 1852 übergab er den Lazaristen ihr erstes Haus in Cilli und diese erhielten schließlich am 22. Februar 1853 vom Kultusminister die "vorläufige Zurkenntnisnahme" mitgeteilt.
Im Sommer desselben Jahres kam Generalsuperior Etienne auf Besuch. Begleitet wurde er von einem französischen Lazaristen bayrischer Abstammung namens Dominikus Schlick. Dieser wurde zum neuen Direktor der Schwesternprovinz bestellt und bezog ein kleines Haus neben dem neuen Provinzhaus der Schwestern in der heutigen Mariengasse. Damit gab es stillschweigend eine zweite Niederlassung der Missionspriester in Österreich. Politische Umstände schließlich veranlassten den Generalsuperior das Haus der Lazaristen in Krakau der Leitung Schlicks zu unterstellen und zugleich, am 29. November 1853 eine neue Provinz, die österreichische, mit Schlick als ersten Visitator zu errichten. 1855 erfolgte dafür schließlich die kaiserliche Bestätigung.