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Sel. Rosalie Rendu
In Paris gibt es heute im 13. Stadtbezirk in der Nähe des Place d' Italie eine Straße, die zu Ehren einer Barmherzigen Schwester die Bezeichnung "Rue Rosalie Rendu" trägt. Eine Gedenktafel erklärt den Grund: "Schwester Rosalie, eine Schwester von bemerkenswerter Nächstenliebe".
Schwester Rosalie wuchs in den chaotischen politischen Zuständen nach der Französischen Revolution auf. Fünf politische Systeme folgten - manchmal widerstrebend - aufeinander! Die Zeit des Napoleon Bonaparte mit all den Einschränkungen für Ordensleute war ihre Zeit. Und doch: Ganz Paris kannte Schwester Rosalie! Selbst Napoleon schätzte sie und gewährte ihr und ihren Barmherzigen Schwestern besondere Vorrechte! Wie kam es dazu?
Am 9. September 1786 wird sie als erstes Kind in Confort, einem Dorf in der Nähe von Genf in den Savoyer Bergen, geboren. Ihr Mädchenname ist Jeanne, benannt nach der berühmten Jeanne d´ Árc, der Heldin Frankreichs. Drei Schwestern sollten der leinen Jeanne noch folgen. Ihr Elternhaus ist durchwegs als christlich praktizierend zu bezeichnen. Eine kleine Geschichte beleuchtet das: Im Haus der Rendus ist ein Gärtner, wie Jeanne erfährt, den sie "Pierre" nennen. Er hat ein ernstes, bleiches Gesicht, benimmt sich manchmal etwas ungeschickt und er ist sehr schweigsam. Jeanne fällt auf, dass er manchmal besser behandelt wird als die anderen Bediensteten und wenn sich die Eltern unbeobachtet fühlen, bekommt er im Salon immer den Ehrenplatz und man spricht mit ihm mehr als wie mit den anderen Bediensteten der Familie. Die kleine Jeanne muss immer nach oben, wenn es Abend ist.
Trotz des strengen Verbots ihrer Eltern, im Zimmer zu bleiben, kann Jeanne eines Nachts ihre Neugier nicht besiegen und schleicht die Treppen des Hauses hinab in den Keller, wo sie durch einen Spalt in der Tür Licht fluten sieht und leises Gemurmel hört. Leise öffnet sie die Tür und sieht zu ihrem Erstaunen "Pierre", den vermeintlichen Gärtner, im Messgewand vor einem improvisierten Altartisch, umringt von vielen Leuten aus der Umgebung, wie er gerade die heilige Messe zelebriert! Lange bewahrt sie ihr Geheimnis, doch eines Tages kommt es zum Vorschein: Jeanne ist immer für Gerechtigkeit, es ist ein Wesenzug an ihr! As sich einmal beim Spiel mit den jüngeren Schwestern eine Ungerechtigkeit ereignet, spricht sie einen Richterspruch über die jüngeren Schwestern, die erbost zu ihrer Mutter flüchten. Da sich die Mutter auf die Seite der jüngeren Schwestern stellt, sagt Jeanne, die Gunst des Augenblicks nutzend: "Wenn du mich jetzt strafst, dann sage ich, dass Pierre nicht Pierre ist!" Die verdutze Mutter kann nun wohl nicht anders , als dem sechsjährigen Mädchen die Situation zu erklären: "Pierre", der Gärtner, ist in Wirklichkeit Monseigneur Paget, der Bischof von Genf/Annecy, der wegen des Widerstandes auf den antiklerikalen Eid auf die nationale Verfassung auf der Flucht in Richtung Schweiz ist und nun bei den Rendus für sechs Monate Unterschlupf gefunden hat.
Jeanne versteht nun, was in dieser Zeit vor sich geht und hilft der Mutter oft bei der Versorgung der Flüchtlinge und der Armen. Sie erlebt, dass ihr Onkel, der Bürgermeister von Annecy, aus religionspolitischen Gründen erschossen wird. Sie erlebt viel Elend und viele Hilfesuchende!
Als sie zehn Jahre alt ist, stirbt der Vater! Mit vierzehn Jahren bekommt sie mehrere Heiratsanträge - doch sie interessiert sich für die Mitarbeit bei den Barmherzigen Schwestern, die damals sehr mit der Verteilung der Hilfsgüter beschäftigt waren. Schließlich tritt sie 1802 bei ihnen in Paris ein! Die Barmherzigen Schwester wohnten damals in der heutigen Feuerwehrzentrale, nicht im Mutterhaus. sie kamen "der Not der Menschen wie zum Feuerlöschen zu Hilfe", wie der heilige Vinzenz, ihr geistiger Mentor immer gerne sagte. Darum wurden sie auch von Napoleon toleriert, ja sogar geschätzt!
Doch Rosalie (so ihr Schwesternname) übertraf alle an Organisationstalent, an Mut, an Hingabe. Bald schon eröffnete sie eine Armenapotheke, eine Kleiderkammer und eine Schule für arme Kinder und das mit 17 Jahren! Eine Reihe von Einrichtungen folgten. Wenn sie dem Elend ihres Viertels (es war das ärmste und elendste von paris!9 einstieg, gab es nie ein Zeichen von Ekel, Überdruss oder Abneigung in ihrem Gesicht. Ihre Mitschwestern - obwohl selbst im dienst an den Armen tätig - waren darüber sehr erstaunt.
So etwas hatten sie noch nie gesehen! Alles, was Schwester Rosalie anpackte, wurde förmlich zu Gold in ihren Händen. Werke blühten auf, die Armen vertrauten sich ihrer an und taten, was sie ihnen sagte.
Der große Napoleon Bonaparte bemerkte ebenfalls, dass Schwester Rosalie besondere Fähigkeiten hatte. Ihm ging es wohl eher um die Regelung der Not, damit die Tumulte nicht zu groß werden. Die Mutter Napoleons, Madame Laetitia, wurde interessanterweise von ihm zur Generaloberin der Barmherzigen Schwestern bestellt. Immerhin erwirkte sie ihnen ein etwas geräumigeres Haus für das Noviziat.
1825 wurde Str. Rosalie zur Oberin der Schwesterngemeinschaft in der Rue Mouffetard ernannt. Sie wurde, wenn es sein musste, auch politisch tätig. So ging sie einmal zum General der russischen Truppe während der Besetzung von paris, um die Begnadigung eines ihr bekannten zum Tode verurteilten französischen Soldaten zu erbitten, die ihr auch gewährt wurde! Unermüdlich gab sie Gutscheine für Lebensmittel, Bekleidung und Holz an die Armen aus, erstellte Listen, ja sie sammelte sogar die Waffen der Aufständischen, zum großen Erstaunen der Polizei, um sie am bewaffneten Kamp zu hindern! Als auch noch die Cholera ausbrach, bat sie junge Männer um Mithilfe bei der Versorgung der Kranken. Es waren Studenten um Frederic Ozanam, einem jungen Professor an der Sorbonne, der etwas Konkretes für die Armen der Stadt tun wollte, Der Frohsinn und die Tatkraft der jungen Studenten paarte sich mit dem Organisationstalent und Mut von Schwester Rosalie und so entstanden ungezählte wertvolle Hilfsaktionen auch in der Zusammenarbeit mit Professor Frederic Ozanam.
Am Ende eines erfüllten Lebens verlor Schwester Rosalie, die so vielen die Augen für die Not der Mitmenschen, selbst das Augenlicht öffnete. Unzähligen war sie Licht auf ihrem Weg. Nun bereitete sie sich vor, selbst das licht der Welt zu schauen, dem sie ein Leben lang als Barmherzige Schwester gedient hatte. Am 7. Februar 1856 starb Schwester Rosalie. Am Tag ihres Begräbnisses stand trotz der Industriellen Revolution die Arbeit im Stadtviertel still. Eine riesige Prozession folgte ihrem schlichten Sarg. Bis heute ist ihr Grab immer mit Blumen geschmückt. Das Grabkreuz trägt die die Inschrift, die ihre Freunde anbringen ließen:
"Der guten Mutter Schwester Rosalie - ihre dankbaren Freunde, die Armen und die Reichen"
Immer wieder beteten Menschen am Grab von Schwester Rosalie und erfuhren wunderbare Hilfe, besonders den Armen war sie ein Trost und wirkliche Hilfe. Aufgrund all der Zeugnisse und der wunderbaren Ereignisse, die ihrer Fürsprache zugeschrieben werden können, wird Schwester Rosalie Rendu am 9. November 2003 auf dem Petersplatz in Rom von Papst Johannes Paul II seliggesprochen.