Der Dienst an den Armen

Die Caritasvereine: eine grundlegende Eingebung

          An einem Sonntag im August 1617 geschieht etwas, was das ganze Leben des heiligen Vinzenz prägen wird: „Eines Sonntags, da ich mich ankleidete, um die heilige Messe zu feiern, sagte man mir, dass in einem abgelegenen Haus alle krank seien, und es niemanden gäbe, um die anderen zu pflegen und zu versorgen. Alle befänden sich in einer unvorstellbaren Armut und Not. Das ging mir sehr zu Herzen“ (Coste IV, 243). Bei der Predigt teilt er den Gläubigen seine Ergriffenheit mit. Diese machen sich anschließend, sehr hochherzig, aber ohne irgendeine Organisation, auf den Weg zu den Kranken. Das bringt den heiligen Vinzenz auf den Gedanken, den Caritasverein (la Confrérie de la Charité, wörtlich: die Bruderschaft der Nächstenliebe) zu gründen. Diese Erfahrung wird ihn drängen, die Nächstenliebe zu organisieren, eine Spiritualität des Armen entwickeln und sein pastorales Verständnis zu erweitern.

          1625 kommt es zur Begegnung zwischen Vinzenz von Paul und Luise von Marillac. Beide, er und sie, er mit ihr werden zu ihrer Zeit Vorreiter einer wirklichen Kultur der vom Evangelium erleuchteten Solidarität sein.

 

I – Organisierte Nächstenliebe

 

          In Châtillon stößt der heilige Vinzenz auf eine besondere Situation, die ihn veranlasst, eine brauchbare Lösung für die angezeigten Nöte zu suchen. Seine Überlegungen führen ihn dazu, über das unmittelbare Ereignis hinauszugehen, um weiterhin die Großherzigkeit seiner Gläubigen anzuregen und ihr wirksam Orientierung zu geben. Seine Reaktion entspringt einer Bereitschaft sich anzupassen, und einem Verlangen nach Organisation.

          Sobald der heilige Vinzenz in Châtillon die Situation erfasst hat, reagiert er. Er sagt: „Man muss dem Nächsten zu Hilfe eilen, so wie man zum Feuerlöschen läuft“ (Coste XI, 31). Er macht bekannt, was vor sich geht, er weiß, dass es mehrerer bedarf, um eine wirkungsvolle Aktion durchzuführen. Er bringt sich in das Geschehen ein, indem er unverzüglich zu den Kranken geht, von denen er gesprochen hat, um ihre Bedürfnisse zu ermitteln und ihnen die Tröstungen der Religion zukommen zu lassen. Wir finden hier alle Punkte eines koordinierten Handelns: Kenntnis der Situation, Interesse für das, was vor sich geht, Mitteilung der Tatsachen, Mobilisierung einer möglichst großen Zahl von Personen und persönliches Engagement. Es fehlt hier nur die Organisation, um die der heilige Vinzenz sich bemühen wird. „Beeilen wir uns langsam“, sagt er (Coste V, 396)

          Heute werden die AIC-Gruppen ausschließlich von lokalen Ehrenamtlichen gebildet, die auf die aktuelle Armutssituation reagieren. Sie empfangen die Menschen und bemühen sich, über ihre Bitten hinauszugehen, wissend, dass das, was ein Mensch lebt (Freuden oder Schwierigkeiten) nur verstanden werden kann in Verbindung mit seinem familiären und institutionellen Umfeld (Geschichte, Arbeit, Schule, Kultur). Nach einer gründlichen Analyse der Situation der Armut im Gesamt des Systems, in das sie integriert ist, d. h. in der lokalen Gesellschaft und nach einem kritischen Bewusstwerden der Ursachen dieser prekären Situation arbeiten die Ehrenamtlichen schriftliche Konzepte aus, die evaluiert werden können, damit sie fortlaufend den Bedürfnissen angepasst sind. Handeln allein genügt nicht, wenn die Qualität des Tuns nicht der Größe der Bedürfnisse entspricht. Für den heiligen Vinzenz soll die Hilfe organisiert sein, um wirklich dem Zweck zu entsprechen, dem sie sich verschreibt. In Châtillon sagt er, dass „die Armen manchmal mehr aus Mangel an Ordnung bei ihrer Unterstützung leiden als aus Mangel an mildtätigen Menschen“ (Coste XIII, 423). Darum lädt er sofort einige Damen ein, sich zusammenzutun, um die Armenhilfe zu organisieren. Er gründet damals den Caritasverein, gibt ihnen eine Regel und wird Aufgaben und Verantwortung an Pfarrangehörige delegieren, die er in den Prozess einbindet.

          Der Verein soll aus nicht mehr als zwanzig Personen bestehen, damit „wegen der Vielzahl kein Durcheinander entsteht“ (Coste XIII, 424). Er soll von einer Verantwortlichen geleitet werden, die zwei Assistentinnen unterstützen, von denen eine zur Schatzmeisterin ernannt wird. Die Regelmäßigkeit der Armenbesuche und der Ablauf werden minutiös beschrieben. Für den heiligen Vinzenz sind die gute Ordnung und die Beteiligung aller die Garantie für die Verwirklichung wahrer Nächstenliebe.

          Vinzenz und Luise haben auf der Tatsache bestanden, dass die Dienste mit Kompetenz verrichtet werden müssen und beide haben sich sehr für die Erziehung und Bildung der Armen eingesetzt, weil sie früh erkannten, dass, indem man an den Ursachen der Ausgrenzung arbeitet, man einigen helfen könnte, aus ihrer misslichen Lage herauszukommen.

          Heute wird in der AIC die Beziehung zum anderen immer im Team gelebt. Das Team ist eine notwendige Struktur für eine dauerhafte Tätigkeit. Es ist das Unterpfand für Kontinuität, für Demut und Austausch von Fähigkeiten und Kenntnissen. Außerdem wird dadurch den Frauen, die sich in einer Situation der Armut befinden und die sich dort engagieren, ermöglicht, in einen Prozess einzutreten, in dem sie sich selber fördern und ihre eigene Gemeinschaft entwickeln.

 

II – Eine wirksame und dynamische Zusammenarbeit

          Vinzenz von Paul ist dabei etwas Neues zu schaffen, als er 1617 Caritasvereine ins Leben ruft. Auf diese Weise gibt er den Frauen, den Laienchristinnen eine Verantwortung in der Kirche, und indem er die Nächstenliebe wirkungsvoll und gemeinschaftlich organisiert, lässt er sie teilhaben an der öffentlichen Sozialfürsorge

          Unter der Leitung des Herrn Vinzenz wird Luise bei der Koordination und der Animation dieser Gruppen eine Hauptrolle spielen, ebenso bei der geistlichen Formung ihrer Mitglieder, indem sie ihnen hilft, ihre Mission der Solidarität mit dem Blick auf das Evangelium zu leben.

          Man kann sagen, dass beide die Einstellung der Öffentlichkeit in Frankreich, und in der Folge in anderen Ländern, durch ihre Aufmerksamkeit auf die Ärmsten endgültig in die Pflicht genommen haben, woraus dann die modernen Sozialeinrichtungen hervorgegangen sind.

          „Gehen Sie also, Mademoiselle, gehen Sie im Namen Unseres Herrn. Ich bitte seine göttliche Güte, Sie zu begleiten, dass sie Ihr Trost sei auf Ihrem Weg, Ihr Schatten gegen die Glut der Sonne, Ihr Schutz vor Regen und Kälte, Ihr weiches Bett in Ihrer Ermüdung, Ihre Kraft bei der Arbeit, und dass er Sie schließlich zurückführe in vollkommener Gesundheit und reich an guten Werken.“ Das ist der Auftrag, den Luise von Herrn Vinzenz erhalten hat.

          Im Mai 1629 macht sie sich auf den Weg mit dem Auftrag, die Caritasvereine zu visitieren, von denen einige mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Im Laufe ihrer Besuche bei den Caritasvereinen hat Luise von Marillac das Gespür dafür bekommen, dass es, um den Kranken und Bedürftigen gut zu helfen, Menschen braucht, die sich ihnen aus Berufung ganz widmen. Die Caritasvereine erbitten die Hilfe der Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern, um zum Beispiel im Hôtel-Dieu den reibungslosen Dienst sicherzustellen.

          Die Rolle, die Luise von Marillac bei der Visitation der Damen der Caritasvereine spielt, ist also ihre erste wichtige Aufgabe. Zusätzlich zu den Gründungen und zur Leitung ihrer Häuser hat Luise die Aufgabe, ihre Schwestern geistlich zu formen, über ihre Unterweisung zu wachen und sie für die Nächstenliebe auszubilden: Der Arme, das ist Christus selber.

          Die Findelkinder (1638). Vinzenz von Paul und Luise von Marillac schlagen sich mit einer gesellschaftlichen Tragödie der damaligen Zeit herum, mit den in den Straßen ausgesetzten Kindern. Sie beschließen, sich an die Damen zu wenden, die von der Königin ein weitläufiges Gebäude bekommen. Luise setzt sich für dessen Adaptierung ein und schult die Damen und die Schwestern, um der Not der Kinder zu begegnen.

          Um 1650 bekommt Vinzenz eine große Summe, mit der er ein Grundstück mit Haus kauft, das er als Hospiz für 40 alte Menschen einrichtet. Es ist das Hospiz vom Namen-Jesu, eine Modelleinrichtung, die beweist, dass es möglich ist, mit der unmenschlichen Routine der Spitäler zu brechen. Luise und ihre Schwestern stellen sicher, dass der tägliche Betrieb funktioniert.

          Heute, wie zu Vinzenz’ und Luises Zeiten, ist es unerlässlich, in vernetzter Weise zu arbeiten.

 

III – Die Spiritualität des Armen

          Für den heiligen Vinzenz gehen Mission und Nächstenliebe immer Hand in Hand. Zu den Armen gehen, heißt zu Christus gehen, heißt Gott um Gottes willen verlassen.

          Der Arme hat einen besonderen Platz in der Kirche, denn Christus wollte sich mit ihm während seines Lebens identifizieren: „Ich darf einen armen Bauern oder eine arme Frau nicht nach ihrem Äußeren beurteilen“, sagt der heilige Vinzenz. „Drehen Sie die Medaille um und Sie werden im Lichte des Glaubens sehen, dass der Sohn Gottes, der arm sein wollte, sich uns durch diese Armen darstellt“ (Coste XI, 32).

          Die Begegnung mit dem Armen, dem Abbild Christi, soll also im Geiste des Dienens und in der Haltung eines Dieners geschehen. „Wenn man den Armen dient, dient man Jesus Christus“ (Coste IX, 252). Deswegen drängt der heilige Vinzenz so sehr auf die Tugenden der Demut, der Einfalt und der Liebe, die das Erbe der Damen und der Barmherzigen Schwestern sein sollen.

          Benedikt XVI. schreibt heute: „Jesus identifiziert sich mit den Notleidenden: den Hungernden, den Dürstenden, den Fremden, den Nackten, den Kranken, denen im Gefängnis. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Gottes- und Nächstenliebe verschmelzen: Im Geringsten begegnen wir Jesus selbst, und in Jesus begegnen wir Gott“ (Deus caritas est, 15).

          Man muss die tiefsten Sehnsüchte des Menschen ernst nehmen. Der heilige Vinzenz betont, dass man „den Armen geistlicher- und leiblicherweise dienen muss“; die Armen sind „unsere Herren und unsere Meister“ und wir müssen „uns ihnen anpassen“, wo immer sie sind und wer immer sie sind.

          Heute lädt uns der systemische Ansatz nach dem Vorbild des heiligen Vinzenz ein, Abstand zu gewinnen, um die Menschen in ihrer Ganzheitlichkeit zu erreichen, d. h. die Elemente ihrer Geschichte und ihrer Kultur, die Natur und die Qualität ihrer Beziehungen ausfindig zu machen. Auch Benedikt XVI gibt der karitativen Tätigkeit eine Ausrichtung auf das ganzheitliche Wohl des Menschen: „eine Liebe, die den Menschen nicht nur materielle Hilfe, sondern auch die seelische Stärkung und Heilung bringt, die oft noch nötiger ist als die materielle Unterstützung. Die Armen brauchen Menschlichkeit. Sie brauchen die Zuwendung des Herzens“ (Deus Caritas est, 28, 31a).

          Der hl. Vinzenz sieht die Armen als Menschen, die ihre Würde, die Rechte haben, denen wir nicht nur Mitleid, sondern Gerechtigkeit schulden. Indem wir den Armen helfen „üben wir Gerechtigkeit und nicht Barmherzigkeit“ (Coste, VIII, 98), „es gibt keine Nächstenliebe, die nicht von der Gerechtigkeit begleitet wird“.

          Für den heiligen Vinzenz kann das „Almosen“ für die Ärmsten nur etwas Vorläufiges sein. Nur die Arbeit kann dem Mann oder der Frau in Not ihre Würde und ihren Platz zurückgeben.

          Auch heute müssen wir an die Würde der Armen glauben, das heißt glauben, dass sie Rechten und Pflichten unterworfen sind, und wirklich an die Fähigkeit eines jeden glauben, dass er sich verbessern und weiterkommen kann. Deshalb knüpfen die Ehrenamtlichen mit den Ärmsten persönliche Beziehungen und begleiten sie dabei im Hinblick auf eine gesellschaftliche Eingliederung persönliche Verantwortung zu übernehmen.

        „Das karitative Wirken muss den wahren Humanismus vor Augen haben, der im Menschen das Ebenbild Gottes erkennt und ihm helfen will, ein Leben gemäß dieser seiner Würde zu verwirklichen“  (Deus caritas est, 30).

 

IV – Eine erweiterte Pastoral

          In Châtillon entdeckt der heilige Vinzenz eine weitere Dimension der Kirche, nämlich dass alle Gläubigen sich verantwortlich fühlen und eine aktive Rolle finden sollen.

          Der heilige Vinzenz ist, nach seinem Aufruf von der Kanzel für die Armen, von denen man ihm berichtet hat, von der aktiven Bereitschaft und Hochherzigkeit seiner Gläubigen sehr beeindruckt: „ich begegnete ganzen Scharen von Frauen“ (Coste IX, 209). Er versteht, dass die einfachen Christen, sofern man sie entsprechend motiviert, sich ernsthaft und wirkungsvoll für die ihnen vorgeschlagenen Tätigkeiten einsetzen. Das war für ihn eine Offenbarung über den wichtigen Platz der Laien in der Kirche. Für ihn „ist der Armendienst ein Zustand der Nächstenliebe“ (Coste VII, 382; IX, 684), ein Ort der Heiligung und der Bestätigung der Qualität ihres Lebens als Getaufte.

          Benedikt XVI schreibt heute: „Das Programm des Christen ist das ,,sehende Herz’’. Dieses Herz sieht, wo Liebe nottut, und handelt danach“ (Deus caritas est, 31 b). „Alles ernsthafte und rechte Tun des Menschen ist Hoffnung … durch unseren Einsatz tragen wir dazu  bei, dass die Welt ein wenig heller und menschlicher wird“ (Spe salvi 35).

          Johannes Paul II hat am 31. Mai 1980 zu den Christen (den Verantwortlichen der Bewegungen für das Laienapostolat) gesagt: „Die Kirche, und der Papst in ihrem Namen, zählt auf Ihr Apostolat als Laien. Die Aufgabe, die Sie in der Kirche haben, ist wesentlich: niemand kann Sie dort ersetzen, weder die Priester, noch die Ordensfrauen“.

          Der heilige Vinzenz hat die Qualität des Dienstes der Frauen erkannt. 1650 schrieb er: „Ich kann für die Frauen bezeugen, dass es nichts gegen ihre Verwaltung zu sagen gibt, so sorgfältig und so getreu sind sie“ (Coste IV, 71). Seine karitativen Tätigkeiten konnten sich nur dank der Hingabe dieser Frauen vor Ort entfalten. Im Jahre 1657 sagte er den Damen der christlichen Liebe: „Etwa seit 800 Jahren haben die Frauen keinerlei Aufgabe in der Kirche; vorher gab es welche, die man Diakonissen nannte… Aber um die Zeit Karls des Großen hat dieser Dienst durch eine geheimnisvolle Führung der göttlichen Vorsehung aufgehört; … und siehe da, jetzt wendet sich dieselbe Vorsehung an Sie (Coste XIII, 809-810). Deshalb zögerte er nicht, die Frauen, denen er begegnete, aufzufordern, ihren aktiven Platz einzunehmen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Und so haben „die Damen“ und dann „die Töchter“ unter der Leitung von Luise von Marillac in gegenseitiger Ergänzung ihrer Berufung und ihrer Dienste den Willen ihres gemeinsamen Gründers ausgeführt.

          Heute sind 71 % der Armen in der Welt Frauen; es ist also wichtig, dass eine internationale NGO wie die AIC aus ehrenamtlichen Frauen besteht, die sich zur Stimme der Frauen ohne Stimme machen.

          „Der Mensch wurde der Frau anvertraut, weil die Frau dank der speziellen Erfahrung der Mutterschaft mit einer besonderen Sensibilität für den Menschen und für sein wirkliches Wohl ausgestattet ist, angefangen beim Grundwert des Lebens … Eine weitere, der Frau anvertraute Aufgabe verdient die Aufmerksamkeit aller …: Die moralische Dimension der Kultur sicherzustellen, also eine wirklich menschliche Dimension, die mit der Würde des Menschen in seinem persönlichen und sozialen Leben übereinstimmt“ (Berufung und Auftrag der Laien in der Kirche und in der Welt von heute, Johannes Paul II, 1988).

          Der heilige Vinzenz verstand es, vernetzt zu arbeiten. Er hat Reiche und Arme, Mitglieder des Klerus und Laien, Männer und Frauen zusammengebracht. Er hat gesehen, dass die Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg im Armendienst ist. So hat er Verbindungen hergestellt, Brücken geschlagen und die Eintracht zwischen den Personen aller sozialen Klassen angeregt. Er war der Anwalt der Armen bei den höchsten Autoritäten, sei es bei Kardinal Richelieu, um den Frieden herzustellen, bei Anna von Österreich, die ihn bittet, die Leitung des Gewissensrates zu übernehmen oder Herr von Gondi, um das Los der Galeerensklaven zu erleichtern. Er hat die Ungerechtigkeit, die Unterdrückung, die extreme Armut angeprangert, bis dahin diese Strukturen zu verändern. Unsere Liebe, sagt der heilige Vinzenz, soll „gefühlvoll und wirksam (affektiv und effektiv)“ sein.

          Wir sind uns bewusst, dass die Sünde nicht nur den Einzelnen in Mitleidenschaft zieht; sie beeinflusst maßgeblich die sozialen Strukturen. Sie schleicht sich ein in die ungerechten Gesetze, in die Wirtschaftsbeziehungen, die auf der Macht gegründet sind, in die künstlichen Grenzen … in alle diese ungerechten Strukturen, die bewirken, dass die Armen in der Armut bleiben.

 

Für den gemeinsamen Austausch:

1.- Die Notleidenden nehmen zu und leben in einer Gesellschaft, die in ständiger Veränderung ist. Wie passen wir unser Tun dieser Wirklichkeit an und was tun wir gegen die ungerechten Situationen, die diese Zustände der Armut hervorgebracht haben? 

2.- Welche Netzwerke stellen wir mit den Armen, den Spendern, den Kirchen, den Regierungen, dem privaten Sektor, den Gewerkschaften, den Medien, den internationalen Organisationen usw. her? Haben wir den Mut und die Kraft, uns in die Zivilgesellschaft einzubringen, um diese Strukturen der Sünde anzuprangern und um durch politische Aktionen an der Änderung der Gesetze und der öffentlichen Ordnung zu arbeiten?

3.- Wie nach Luises Vorbild vorgehen, um den Ehrenamtlichen zu begegnen, um Erhebungen durchzuführen, um zu verändern, um aufzurichten und um die Liebe zu organisieren, damit sie den Forderungen unserer Zeit gerecht wird?

 

Verfasst von Frau Sylvie Larminat, AIC-Frankreich