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DEN HEILIGEN VINZENZ UND DIE HEILIGE LUISE MIT DEN ARMEN FEIERN
Kannst du dir eine Jubiläumsfeier für den heiligen Vinzenz und die heilige Luise ohne die Armen vorstellen? Sie sind die Heiligen der Nächstenliebe. Der heilige Vinzenz wird „Vater der Armen“ und „Apostel der Nächstenliebe“ genannt. Die heilige Luise ist die Patronin der Sozialarbeiter(innen). Ihrer beider Leben war ganz und gar dem Dienst an den Armen gewidmet. Folglich muss es bei der Feier für die Armen selbstverständlich einen Platz geben.
Doch die meisten Menschen, die von der vinzentinischen Familie betreut werden, kennen weder den heiligen Vinzenz noch die heilige Luise. Warum? Weil viele von uns in der vinzentinischen Familie sich nur selten die Zeit nehmen, denjenigen, die wir zu Hause oder im Spital besuchen oder wo immer wir ihnen dienen, etwas von unseren Gründern zu sagen. Wir leben das Charisma, indem wir dienen, aber wir sagen den Menschen nicht, warum wir tun, was wir tun. In diesem Jahr, ganz besonders in diesem Jubiläumsjahr, sollen wir den Menschen Geschichten von unseren Gründern erzählen. Dieses Jahr ist ideal, um denjenigen, denen wir dienen, zu sagen, dass wir um des heiligen Vinzenz und der heiligen Luise willen das tun, was wir tun. Sie sind unsere Helden, unsere Vorbilder. Wir müssen ihnen das sagen, damit auch sie mit der Wirklichkeit der vinzentinischen Spiritualität und des vinzentinischen Charismas begnadet werden.
Es ist möglich, dass es für jeden von uns unter den vielen großen spirituellen Menschen der Geschichte wenige oder vielleicht nur einen oder zwei gibt, die die Sprache unseres Herzens sprechen und uns inspirieren. Das sind unsere spirituellen Begleiter. Wir Vinzentiner haben in Vinzenz und Luise unsere Wegbegleiter gefunden. Sind sie nicht auch perfekte Begleiter der Armen? Ihre Spiritualität ist heute ebenso wichtig wie im 17. Jahrhundert, als sie auf Erden weilten. Sie sprechen die Sprache unseres Herzens und weisen uns die Richtung. Wir müssen ihre Geschichte erzählen und ihre Weisheit mit all jenen teilen, denen wir dienen.
Der heilige Vinzenz hat gesagt: „Unsere Berufung ist … das Herz der Menschen zu entflammen, das zu tun, was der Sohn Gottes auf Erden getan hat, er, der gekommen ist, Feuer auf die Erde zu werfen, um sie mit seiner Liebe zu entflammen. Es genügt mir nicht, Gott zu lieben, wenn mein Nächster ihn nicht liebt. Ich muss meinen Nächsten lieben, denn er ist das Ebenbild Gottes und Gegenstand seiner Liebe… Ich muss so handeln, dass die Menschen ihren Schöpfer und sich gegenseitig lieben aus Liebe zu Gott, der sie so sehr geliebt hat, dass er ihretwegen seinen einzigen Sohn dem Tod ausgeliefert hat.“ Welchen besseren Weg gibt es, die Herzen zu Gott zu führen, als dem Beispiel des heiligen Vinzenz und der heiligen Luise zu folgen? Sie haben den Anruf, die Herzen zu Gott zu führen, in ihrem Leben bis hin zur Vollkommenheit befolgt. Noch einmal: jetzt ist die rechte Zeit, ihre Geschichte zu erzählen. Es ist der ideale Zeitpunkt, dies in der vinzentinischen Familie zu einer Priorität zu machen.
Die heilige Luise hat gesagt: „Von uns wird viel mehr verlangt, als zu gehen, zu kommen und zu geben. Unsere Absichten müssen lauter und wirklich selbstlos sein.“ Die meisten von uns Mitgliedern der vinzentinischen Familie gehen und kommen eilends, um den Armen zu dienen. Es gibt viel zu tun und viele Menschen warten auf einen Besuch. Wir stürzen uns in unsere Werke und Dienste, anstatt uns auf jede Person ganz zu konzentrieren. Wie schön ist es, wenn wir uns Zeit nehmen, um wirklich mit einem offenen Herzen und einen von Ablenkungen und dem Druck, sich einem anderen Menschen oder einer anderen Angelegenheit widmen zu müssen, freien Geist Besuche zu machen! Dann werden wir das Antlitz Christi sehen. Deshalb sollen wir, viel eher als zu kommen und zu gehen und mit Angelegenheiten beschäftigt sein, die uns selber interessieren, die Armen besuchen und mit ihnen sprechen, besonders über unsere Gründer und wie sie uns drängen zu tun, was wir tun.
Warum tun wir, was wir tun?
Die Armen sollen sich fragen, woher wir so viel „Energie“ nehmen. In einer Klinik in Indien hat eine Tochter der christlichen Liebe, die einer Aussätzigen den schmutzigen Verband wechselte und die infizierte Wunde reinigte, folgende Frage von der dankbaren Frau gehört: „Schwester, wie können Sie diese Arbeit machen?“ – „Wir haben das von unseren Gründern gelernt“, antwortete die Schwester. Und sie hat ihr erklärt, dass der heilige Vinzenz von Paul und die heilige Luise von Marillac die Töchter der christlichen Liebe gelehrt haben, dass Jesus Christus in der Person der Armen gegenwärtig ist. „Sie sind unsere Herren und unsere Meister.“ Und die Frau war darüber erstaunt und fühlte sich sehr geehrt.
Viele Mitglieder der vinzentinischen Familie „kommen und gehen“. Wir hören zu. Wir handeln. Wir dienen. Wir sprechen über Gott. Wir beten mit den Leuten, die wir besuchen. Wir tun vieles. Aber die meisten unter uns sagen den Leuten nicht, warum wir es tun. Wir sprechen nicht über das Charisma unserer Gründer. Und wir sagen ihnen nicht, was uns zu diesem Dienst inspiriert.
Die gegenwärtigen Experten für das vinzentinische Leben haben uns gelehrt, dass wir „zuerst handeln und dann belehren“ sollen. Sie sagen uns, dass der heilige Vinzenz uns unterwiesen hat, dies zu tun, wann immer wir den Armen dienen. Wenn wir also den Dienst geleistet haben, zu dem wir berufen sind, haben wir eine ausgezeichnete Gelegenheit, über den heiligen Vinzenz und die heilige Luise, unsere Vorbilder, Informationen zu weiter zu geben. Die Frau, die von der Schwester gepflegt wurde und der sie die Frage stellte, warum sie das mache, konnte ohne Schwierigkeit verstehen, was die Schwester ihr erklärt hatte, weil sie zuerst den Dienst wahrgenommen hat. Jeder Hausbesuch, den ein Mitglied der vinzentinischen Familie macht, verlangt zuerst den Dienst. Und genau das ist es, was wir machen. Wir sind aufmerksam auf die Bedürfnisse. Wir bringen etwas zu essen. Wir schießen etwas zur Miete zu. Wir besorgen Kleidung. Wir betreuen die Kranken. In letzter Zeit suchen wir auch Antworten im Hinblick auf systemische Veränderung, um den Menschen zu helfen, selbst aus ihrer Armut herauszufinden. Wir antworten auf alles, was uns die Armen vorgeben. Bemühen wir uns jetzt gemeinsam, ihnen auch das kostbare Geschenk des vinzentinischen Charismas zu machen.
Bemühen wir uns um Weiterbildung und lassen wir uns verändern
Viele von uns Laienmitgliedern der vinzentinischen Familie sind unserem speziellen Zweig der Familie beigetreten, um den Armen zu helfen, aber wir haben nicht ganz verstanden, warum wir das tun, was sie taten. Wir wollten einfach dem Armen helfen. Wir waren uns nicht bewusst, dass wir „unseren Herren und Meistern“ dienen. Wir sahen nicht das Antlitz Christi, wenn wir uns neben eine Frau setzten, die sich mit ihren drei Kindern durchs Leben kämpfte. Wir wussten nichts vom „Gott-um-Gottes-willen-Verlassen“. Dank der Anstrengungen, die in letzter Zeit in der vinzentinischen Familie hinsichtlich der Bildung gemacht wurden, kennen die meisten von uns die Grundlagen der vinzentinischen Spiritualität. Trotzdem müssen wir, wenn wir die Türen des vinzentinischen Charismas weit öffnen und die Armen einladen wollen, am Fest der vinzentinischen Familie teilzunehmen, vorbereitet sein, Auskunft zu geben.
Für jeden von uns ist dieses Jahr deshalb der ideale Zeitpunkt, das Leben und die Worte des heiligen Vinzenz und der heiligen Luise zu studieren und darüber nachzudenken, um selber innerlich zu wachsen und um fähig zu sein, diese Weisheit mit anderen zu teilen, insbesondere mit denjenigen, denen wir dienen. Darum müssen wir so fest an das vinzentinische Charisma glauben und es so gut verstehen, dass wir gar nicht anders können als all jenen darüber zu erzählen und es denen zu bezeugen, denen wir dienen. Friedrich Ozanam sagte, „ein heiliger Schutzpatron darf für eine Vereinigung nicht bloß ein Aushängeschild sein, so wie der heilige Dyonisius oder der heilige Nikolaus auf der Tür einer Taverne. Ein heiliger Schutzpatron muss als ein Urbild angesehen werden, dem wir ähnlich werden sollen, so wie er – der heilige Vinzenz und sie, die heilige Luise –dem göttlichen Urbild, das heißt Jesus Christus, ähnlich geworden sind“ (J.P. Derum, Apostle in a Top Hat, S. 112).
Das ideale Jahr
Dieses Jubiläumsjahr ist der gegebene Zeitpunkt, um die Neuigkeiten des Charismas mit „unseren Herren und unseren Meistern“ zu teilen, und sie einzuladen, gemeinsam mit allen Vinzentinern zu feiern. Der heilige Vinzenz sagte, „dass wir nicht genug für Gott und für unseren Nächsten tun, wenn wir nur den Kranken helfen, indem wir ihnen Nahrung und Medikamente bringen, aber ihnen nicht die geistlichen Dienste erweisen, die wir ihnen schulden“. Einer der ganz besonderen Dienste, den wir einem Menschen erweisen können, ist, ihn zu lehren, Jesus Christus, und zwar dem Jesus Christus des heiligen Vinzenz und der heiligen Luise, ähnlich zu werden, das heißt, Jesus Christus, dem Evangelisator und Diener der Armen nachzufolgen. Wie stellen wir das an? Hier einige Ideen:
- Das Charisma mit den Armen teilen. Jedem Menschen oder jeder Familie, die wir besuchen, einige Minuten mehr schenken, um ihnen die Geschichte vom heiligen Vinzenz und der heiligen Luise zu erzählen. Über das Leben, die Grundsätze und die Taten der Heiligen sprechen.
- Prospekte machen. Einfache Informationsschriften herstellen und sie an die Armen, denen Sie dienen, verteilen. Das kann ein Heiligenbild sein, ein Flugblatt oder eine Broschüre über das Leben der Gründer.
- An Ihrem Ort eine Feier abhalten und die Armen dazu einladen. Organisieren Sie eine Versammlung oder ein Treffen, um das Fest der heiligen Luise zu begehen und eine weitere für das Fest des heiligen Vinzenz. Laden Sie die anderen Zweige der vinzentinischen Familie und alle jene ein, denen Sie dienen. Organisieren Sie ein einfaches Essen und erzählen Sie ihnen mit Hilfe von Ausstellungen, Sketches oder Filmen von ihrem Leben.
- Laden Sie die Armen ein, Mitglieder der Familie zu werden. Fragen Sie sie bei günstiger Gelegenheit, so wie Sie einen Ihrer Freunde fragen würden, ob sie interessiert wären, Mitglied Ihrer Konferenz, Ihrer Vereinigung oder Ihrer Gruppe zu werden. Laden Sie sie auf Probe zu einer Versammlung ein.
- Starten Sie ein vinzentinisches Projekt. Gibt es in Ihrer Gemeinschaft ein Bedürfnis, das Beachtung erfordert? Laden Sie die Mitglieder der Gemeinschaft ein, darüber zu diskutieren. Binden Sie die Armen, Männer, Frauen und Jugendliche, in alle Abschnitte ein: Darlegung, Planung, Durchführung und Beurteilung. Denken Sie an ein Projekt, das mit systemischer Veränderung einhergeht. Lesen Sie einschlägige Werke (Seeds of Hope-Stories of Systemic Change).
Die vinzentische Familie ausbreiten
Gibt es einen besseren Weg, das 350jährige Jubiläum des Todes des heiligen Vinzenz und der heiligen Luise zu begehen, als die Tore der vinzentinischen Familie allen zu öffnen, besonders den Armen? Die Heiligen hätten „unsere Herren und unsere Meister“ gewiss nicht vor der Türe gelassen. Wenn wir das tun, wird die Feier zu etwas ganz Neuem und Besonderen werden.
Dieses Jahr ist bestens geeignet, in die vinzentinischen Familie, zu allen Zweigen und zu den Armen zu kommen. Bei einer Versammlung im Juli 2009 in Kamerun wurde eine kleine afrikanische Geschichte erzählt, die den Wunsch Gottes ausdrückt, jeder Mann und jede Frau solle mit den anderen solidarisch sein. Hier diese Geschichte:
Es war einmal eine Wolke, eine schöne, große Wolke. Diese Wolke enthielt viele Wassertropfen. Jeder hatte einen Namen: Würde, Hoffnung, Freundschaft, Liebenswürdigkeit, Einfachheit und Demut. Und noch viele andere, sehr schöne Namen. Und einer davon hieß Ausschluss. Ausschluss war ein gemeines Individuum. Er war arrogant, egoistisch, ungeduldig und hochnäsig. Gott sagte zu allen Wassertropfen: „Wir müssen den günstigen Moment abwarten, um Regen auf die Erde zu schicken. Ich werde euch sagen, wann es soweit ist.“ Aber Ausschluss sagte: „Ich werde nicht warten. Ich brauche Aufmerksamkeit. Ich brauche Anerkennung. Ich will etwas tun, das sich sehen lässt.“ So verließ Ausschluss die Wolke und fiel auf die Erde. Platsch! Nichts geschah. Schließlich sagte Gott zu den übrigen Wassertropfen: „Jetzt! Jetzt ist der Zeitpunkt da, um Regen auf die Erde zu schicken!“ Und alle Wassertropfen sprangen aus der Wolke und fielen auf die Erde. Es war ein großer Lärm, wie eine Explosion der Freude und des Glücks. Überall war Liebe. Von nun an lebten die Menschen immer solidarisch miteinander und gaben Gott die Ehre.
Möge die vinzentinische Familie in diesem Jubiläumsjahr an Zahl und an Liebe zunehmen. Möge der „Ausschluss“ ferne bleiben. Möge Gott unser Bemühen für die Armen und mit den Armen segnen.
Fragen wir uns:
Wie vermitteln wir die Geschichte des heiligen Vinzenz und der heiligen Luise den Armen, denen wir dienen?
Eugen Smith, Vereinigung der Vinzenzgemeinschaften, USA